Schnell mal weg und das möglichst billig. Online Buchungsportale werben mit genialen "Deals". Doch kommt man am Ende wirklich billiger davon als bei herkömmlicher Buchung über die Fluglinie? Wir haben uns die Seite Opodo.at angesehen und ordentlich gestaunt.

Schritt 1 - Flugdaten:
Wir gehen auf "www.opodo.at" und geben dort unsere Flugdaten ein.
Im Beispiel: Hin- und Rückflug von Wien nach Hannover, Montag bis Samstag, eine Person.
>Klick auf Flug suchen

Schritt 2 - Genius Deal:
Das Ergebnis liest sich auf den ersten Blick sehr gut.
201 € für Hin- und Rückflug mit Austrian Airlines im Opodo „Genius-Deal“. Deutlich hervorgehoben und sofort auswählbar, wie man im Titelbild oben sehen kann.
Doch Achtung: Was man in dieser Phase gerne überliest: Klein und durchgestrichen, wird der nicht ermäßigte Tarif mit 252 € ausgegeben.
Um den günstigeren „Prime-Tarif“ zu erhalten muss man eine kostenpflichtige Opodo-Premiummitgliedschaft abschließen. Pro Jahr kostet diese zwischen 74,99-84,99 €. Wodurch sich die Ersparnis des Genius-Deals in unserem Beispiel, erst nach einer zweiten Buchung über Opodo zu rechnen beginnt.

Wählen wir nun diesen Genius-Deal aus, leitet man uns auf eine Seite, auf der wir zwischen einem „Basic“ und dem empfohlenen „Flex“-Tarif auswählen können.
Flex bietet mehr, beispielsweise kostenlose Umbuchung oder Passagieränderung. Kostet dafür aber auch mehr: Statt 201 € zahlen wir jetzt 226,73 €
Schritt 3 - Gepäck dazu?
Nun werden wir aufgefordert noch Gepäck dazuzubuchen, da nur ein kleines Handgepäck bereits im Preis inbegriffen ist.
Das Aufgabegepäck (max. 23kg) kostet für Hin- und Rückflug zusätzlich je 49,50 €.
Dann plötzlich poppt ein Fenster auf: "Schnell, die Preise steigen bald!" warnt Opodo (Bild).
Man setzt uns bewusst unter Druck den Buchungsvorgang rasch abzuschließen. Es bleibt kaum Zeit das Kleingedruckte zu lesen. Was hat Opodo zu verbergen?
Schritt 4 - Sitzplatz gewünscht?
Nun wird man aufgefordert einen Sitzplatz zu buchen.
Die gibt’s bei Opodo ab 29.99 €. Scheinbar galt der bisherige Preis nur für einen Stehplatz – den es in Flugzeugen ja eher selten gibt. Also buchen wir den billigsten Sitzplatz dazu und addieren für Hin- und Rückflug 2 x 29.99 €

Schritt 5 - Service kostet:
Nach Eingabe persönlicher Daten werden wir nun aufgefordert unsere Supportstufe einzugeben. „Basic“ ist „inbegriffen“ und bedeutet de facto keinen Support. Wir wählen daher „Standard“ um zumindest Bestätigungs-eMails, SMS und Corona-Updates zu erhalten.
Kostet zusätzlich 7,99 €. Ob für Hin- und Rückflug, oder einfach, geht aus der Anzeige nicht hervor.
Mittlerweile liegt der Preis unseres Fluges bei stolzen 400,22 € und ist damit fast doppelt so hoch wie der anfangs verheißene „Genius-Deal“.
Der automatische Check-in würde nochmals 4 € pro Flug kosten. Weil wir bequem sind, nehmen wir diese zusätzlichen 8 € in Kauf. Dafür sparen wir uns die Reiseversicherung in Höhe von 11 € - 14 € pro Flug und hoffen auf das Beste.
Schritt 6 - Prime oder nix?
Nach Eingabe persönlicher Daten geht’s nun ans Eingemachte.
Man stellt uns vor die Wahl zwischen Opodo „Prime Plus“ oder „Prime“ Mitgliedschaft.
Erst damit sichern wir uns den Preis den man uns bisher vorgerechnet hat. Der Haken an der Geschichte: Nach 30 Tagen geht das Probeabo automatisch in ein kostenpflichtiges Abo für 75-85 € pro Jahr über.
Weil wir nicht oft Fliegen und ungern kostenpflichtige Abos abschließen, verzichten wir auf den Prime Rabatt und zahlen dafür 51,38 € mehr. Opodo findet diese Entscheidung offensichtlich nicht gut und versucht uns nochmals ein Abo einzureden (Bild unten).

Schritt 7 - Was kost' die Welt?
Jetzt endlich können wir die Tickets kaufen. Zum stolzen Gesamtpreis von 459,60 €.
Satte 128 % teurer, als das ursprünglich ausgewiesene Lockangebot von lediglich 201 €.
Die bessere Alternative: Direkt bei der Airline buchen.
Weil wir aber schlau sind, vergleichen wir vor dem Kauf. Bei Buchung direkt über Austrian Airlines: Wir sitzen im selben Flieger, auf denselben Sitzplätzen und zahlen für ähnliche Konditionen (Economy Classic) lediglich 282,60 €. Die Airline ist damit um 177 € günstiger als der vermeintliche Billigflug über opodo.at.

Das VSV-Fazit:
Klingt etwas zu gut, um wahr zu sein, ist es das auch zumeist nicht. Deshalb Augen auf beim Billigkauf. Lassen Sie sich Zeit, lesen Sie das Kleingedruckte und vergleichen Sie die Preise. Besonders wenn man Sie unter (Zeit-)Druck setzt, sollten die Alarmglocken läuten!
Die Opodo-Masche auf einen Blick:
Lockangebot: Ein unrealistisch günstiges Angebot verleitet Kund:innen dazu den Bestellprozess zu starten.
Zeitdruck: Durch mehrfache Warnung vor angeblich steigenden Preisen werden Kund:innen unter Druck gesetzt.
Intransparente Preise: Durch oftmals intransparente Preisgestaltung, sind die wahren Kosten der Buchung im Prozess schwer nachvollziehbar.
Alles mit Aufpreis: Wer im Flieger sitzen möchte zahlt bei Opodo Aufpreis. Da ein Flug ohne Sitzplatz aber nicht möglich ist, handelt es sich um irreführende Werbung.
Service exclusive: Im Basispaket bietet Opodo de facto keinen Service. Wer zumindest eine Buchungsbestätigung per e-Mail erhalten möchte zahlt erneut.
Am Ende mitunter sogar deutlich mehr als bei Direktbuchung über die Fluglinie.
Opodo nutzt hier einen einfachen Marketing-Trick, um teure Produkte scheinbar billig anzubieten.
Statt eines Gesamtpaketes werden beim "Upselling" viele kleine Packerl zu kleinen Preisen verkauft. Am Ende zahlt man oft mehr als eigentlich beabsichtigt.
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