Bestimmt ist es Ihnen auch schon aufgefallen. Sie unterhalten sich über irgendetwas. Das Handy liegt daneben. Beim nächsten Mal Einschalten werden Ihnen in Browser oder Sozialen Medien passgenaue Werbeanzeigen zu Ihrer Unterhaltung gezeigt.

Alles nur Zufall?
Google ist nicht einfach nur irgendeine Suchmaschine. Wer im Internet fündig werden will, "googelt" in der Regel danach. Mit einem Anteilvon etwa 80% der weltweiten Suchanfragen dominiert der US-Amerikanische Schnüffeldienst die Suchbranche.
Informationsbeschaffung gehört deshalb zum Kerngeschäft und ist einer der wesentlichen Erfolgsfaktoren. Dass sich Google dabei längst nicht nur mehr auf die im weltweiten Netz verfügbaren Daten verlässt ist Folge der raschen technologischen Entwicklung - vor allem bei Smartphones.
Der Hosentaschenagent.
Tatsächlich tragen Sie mit Ihrem Smartphone ständig auch einen kleinen Google-Agenten mit sich herum. Standardmäßig sammelt die Suchmaschine viel mehr Daten als man ihr zutrauen würde. Neben Browserverläufen, Aktivitäten auf Websites und in Apps, werden mitunter auch Sprach- und Audioaktivitäten aufgezeichnet.
Und zwar immer dann, wenn Sie mit einem der Google-Dienste interagieren (z.B. Google Suche, Google Assistant und Google Maps). Aber nicht nur.
Die Praxis zeigt, dass auch viele "Hosentaschenmomente" bis hin zum Schlafzimmergeflüster mitgeschnitten werden. Unabsichtlich wie der Tech-Konzern meint und dabei artig gelobt seinen Service und das Sicherheitsniveau ständig zu verbessern.
Die Akte-Google
Wer wissen möchte, was Google bereits an (privaten) Informationen über ihn gesammelt hat, kann seine "Akte" unter diesem Link einsehen und staunen:
Lauschangriff abdrehen
Google weiß nicht nur was Sie "letzten Sommer getan haben", sondern führt jeden Tag akribisch Protokoll über jeden einzelnen Ihrer digitalen Schritte.
Besagte Audioaufnahmen gehören dazu und werden zum Teil sogar mit Transkribten versehen. Sie können also nachlesen, dass sie Google am Freitag 4. Oktober nach einem "Schnellen Nudelrezept" gefragt haben, oder auch was Google sonst so aus versehen mitgeschnitten hat, als Sie ihren digitalen Begleiter eigentlich überhaupt nicht ins Vertrauen ziehen wollten.
Zumindest bietet Google die Möglichkeit gesammelte Daten einzusehen bzw. die Aufzeichnungen zu untersagen.
Öffnen Sie dazu den Link oben, gehen dann auf das erste auswählbare Kästchen ("Aktivitäten werden gespeichert"). Dort scrollen Sie dann nach unten und entfernen die Häckchen für "Website-Verlauf" sowie "Sprach- und Audioaktivitäten".
Apps: Vorsicht bei AGBs und Berechtigungen
Aber nicht nur Google hört mit. Auch kleinere und größere Anwendungen verlangen uns im Gegenzug für meist kostenlose Dienste umfangreiche Zugeständnisse ab. Beispielsweise erfordern viele Apps die Berechtigung zum Zugriff auf das Mikrophon des Smartphones, die Kamera, Kontakdaten, Bildergalerie und vieles mehr.
Viel zu oft werden diese Zugänge leichtfertig gewährt und können auch dann noch bestehen bleiben, wenn die entsprechende App längst wieder gelöscht wurde. Wie Sie erteilte App-Berechtigungen auf Smartphones einsehen, ändern und auch wieder untersagen können, lesen Sie auf der hier verlinkten Seite:
Doch gibt es den geheimen Lauschangriff wirklich?
Technisch ist das natürlich längst möglich. Auch die Berechtigungen auf entsprechende Quellen zuzugreifen, geben wir Smartphone-User in der Regel bereitwillig her (etwa bei der App-Installation).
Dennoch gehen Expert:innen verschiedener Universitäten als auch der NGO "Chaos Computer Club" aktuell nicht davon aus.
Die Gründe seien dabei vielfältig, im wesentlichen aber technischer Natur: So würden ununterbrochene Audioaufnahmen und deren Übermittlung einerseits die Laufzeit des Handy-Akkus deutlich und deshalb merkbar beschränken. Andererseits wären die dadurch weltweit gesammelten Datenmengen selbst durch den Einsatz modernster KI (noch) nicht sinnvoll auswertbar.
Damit unterstreicht die Einschätzung der Expert:innen Aussagen von Facebook-Mutterkonzern Meta als auch Google.
Beide beantworten Fragen von Nutzer:innen, ob sie zum Zwecke personalisierter Werbung abgehört werden, klar mit Nein.
Bewusstsein für Daten und deren Schutz ist wichtig!
Ganz unabhängig aber davon ob der Lauschangriff nun technisch möglich oder sinnvoll ist, sollte man sich dennoch kritisch mit dem Schutz der eigenen Daten auseinandersetzen und auch wirklich nur notwendige Informationen preisgeben.
Diese Daten sammelt Google
1. Search History
Hier werden alle Suchanfragen aufgelistet und können gefiltert durchsucht werden.
2. Google Activity
Damit können Sie nachvollziehen mit welchem Gerät Sie Google in den vergangenen Jahren genutzt haben.
3. Google Preferences
Google weiß was Ihnen gefällt. Hier finden Sie Daten, die Ihre maßgeschneiderten Werbeanzeigen ermöglichen.
4. Location History
Ist die Funktion aktiv, werden Sie ständig getrackt. Hier sehen Sie ihre Standortdaten.
5. Google Permission
Auflistung von Apps und Diensten die Zugriff zu Ihren Daten haben. Hier können Sie den Zugriff auch entziehen.
Comments