Energiekrise zeigt langfristige Schwächen: Wettbewerb bleibt eingeschränkt – Verbraucherschützer fordern klare Regeln
- Markus P. Vogtenhuber BA MA
- 27. Juni
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 7. Juli

Der Abschlussbericht der Taskforce von E-Control und der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) legt offen, was viele Konsument:innen während der Energiekrise bereits schmerzlich gespürt haben: Der österreichische Energiemarkt ist nach wie vor stark von regionalen Monopolen geprägt und bietet den Verbraucher:innen zu wenig Wettbewerb. Auch wenn sich die Situation am Markt im Vergleich zu den Krisenjahren leicht entspannt hat, bleibt der Wettbewerb eingeschränkt – mit teuren Folgen für Haushalte und Mieter:innen.
In ihrer einjährigen Untersuchung haben E-Control und BWB deutliche strukturelle Schwächen aufgezeigt. In den meisten Netzgebieten dominieren einzelne regionale Anbieter mit Marktanteilen von bis zu 98 Prozent. Die Wechselbereitschaft der Kund:innen bleibt gering, im Jahr 2024 wechselten nur rund viereinhalb Prozent der Haushalte ihren Strom- oder Gasanbieter. Im europäischen Vergleich ist das ein ausgesprochen niedriger Wert. Während in Ländern wie Italien oder Belgien die Wechselquoten bei über 17 Prozent liegen, bleiben in Österreich viele Konsument:innen aus Unsicherheit oder Unwissenheit in oft teureren Verträgen gebunden.
Die Energiekrise hat nicht nur die Abhängigkeit von fossilen Importen offenbart, sondern auch, dass Preisvergleiche und Tariftransparenz für viele Kund:innen undurchschaubar sind. E-Control und BWB kritisieren, dass neue Kund:innen häufig deutlich höhere Preise zahlen müssen als Bestandskund:innen und viele Verträge unübersichtliche oder benachteiligende Klauseln enthalten. Die Folge: Selbst nach dem Rückgang der extremen Preisspitzen bleiben Strom und Gas für viele Haushalte teurer als vor der Krise.
Smartmeter eröffnen neue Chancen für Verbraucher:innen
Doch es gibt positive Entwicklungen. Der flächendeckende Rollout der Smart Meter eröffnet neue Möglichkeiten, etwa die monatliche Abrechnung des Energieverbrauchs. Laut der Taskforce wäre das ein zentraler Schritt, um Preistransparenz zu schaffen und den Wettbewerb zu beleben. Auch die verstärkte Einführung von Produkten, die sich am tagesaktuellen Spotpreis orientieren, könnte Verbraucher:innen motivieren, sich bewusster mit ihrem Energieverbrauch auseinanderzusetzen.
VSV unterstützt Forderungen von E-Control und BWB
Die Empfehlungen der beiden Behörden sind daher klar: Der Markt braucht standardisierte, leicht vergleichbare Produkte, transparente Vertragsbedingungen und monatliche Abrechnungen als Mindeststandard. Außerdem fordern E-Control und BWB eine Begrenzung von Verflechtungen zwischen regionalen Anbietern und Konzernstrukturen, die den Wettbewerb behindern. Besonders wichtig ist den Expert:innen die Einführung eines Wohlverhaltenskodex und einer „Blacklist“, um missbräuchliches Verhalten von marktbeherrschenden Unternehmen klar zu sanktionieren.
Diese Forderungen erhalten auch breite Unterstützung von Verbraucherschützer:innen.
Daniela Holzinger, Obfrau des Verbraucherschutzvereins, betont:
„Die Forderungen der BWB und der E-Control sind unterstützenswert. Nur mit klaren Regeln zu Transparenz und fairen Vertragsbedingungen können wir Verbrauchende wirklich stärken.“
Es brauche einfache und verständliche Angebote, die es auch weniger informierten Verbraucher:innen ermöglichen, von günstigeren Tarifen zu profitieren.
Kostenbewusstsein noch immer ein Problem
Ein zentrales Problem bleibt das geringe Bewusstsein der Bevölkerung für die eigenen Energiekosten. Laut dem Bericht wissen rund 70 Prozent der Haushalte nicht, was sie aktuell für Strom bezahlen, bei Gas sind es sogar 84 Prozent. Ohne klare Preistransparenz und ohne aktive Aufklärung wird es kaum gelingen, den Wettbewerb nachhaltig zu beleben.
Der Abschlussbericht von E-Control und BWB liefert damit nicht nur eine umfassende Bestandsaufnahme des österreichischen Energiemarktes, sondern auch konkrete Handlungsanleitungen für die Zukunft. Die Behörden sprechen sich dafür aus, das Krisengesetz gegen missbräuchliche Preisgestaltung über das Jahr 2027 hinauszuverlängern. Nur so könne gewährleistet werden, dass Verbraucher:innen langfristig geschützt werden und sich ein fairer Wettbewerb entwickeln kann.
Für den Verbraucherschutzverein ist damit klar: Der österreichische Energiemarkt braucht dringend mehr Transparenz, fairere Rahmenbedingungen und einen echten Wettbewerb. Nur dann profitieren die Verbraucher:innen auch tatsächlich von sinkenden Preisen und fairen Angeboten. Bis dahin bleibt Wachsamkeit und kritische Begleitung gefragt.
Comments