Einwegpfand in Österreich: Ein Schritt in die richtige Richtung – aber mit deutlichen Mängeln
- Markus P. Vogtenhuber BA MA
- 26. Mai
- 3 Min. Lesezeit

Seit Januar 2025 ist in Österreich ein Einwegpfand auf Plastikflaschen und Getränkedosen in Kraft. Für jedes entsprechende Getränkebehältnis wird nun ein Pfand von 25 Cent erhoben – die Rückerstattung erfolgt bei Rückgabe im Handel. Ziel dieser Maßnahme: Mehr Recycling, weniger Umweltverschmutzung.
Ein grundsätzlich richtiger und wichtiger Schritt – doch aus Sicht des Verbraucherschutzvereins Österreich (VSV) gibt es beim Start des Pfandsystems noch erhebliche Schwächen, insbesondere bei der Rückgabe beschädigter Pfandverpackungen.
Warum das Einwegpfand wichtig ist:
Plastikmüll ist eines der größten Umweltprobleme unserer Zeit. Jährlich landen Millionen Einwegflaschen und Dosen in der Natur, anstatt recycelt zu werden. Mit der Einführung des Pfandsystems soll die Rückgabequote in Österreich deutlich steigen – das zeigt auch der Blick ins Ausland:
Deutschland hat seit 2003 ein Einwegpfand. Heute liegt die Rücklaufquote bei über 98 %.
Auch in den nordischen Ländern wie Norwegen oder Schweden ist das Pfandsystem seit Jahrzehnten etabliert – mit vergleichbaren Erfolgen.
In Litauen konnte die Rückgabequote innerhalb weniger Jahre auf über 90 % gesteigert werden.
Ein Pfandsystem schafft also Anreize, Verpackungen nicht achtlos wegzuwerfen – und es versorgt die Recyclingindustrie mit sortenreinem Material, das hochwertig wiederverwertet werden kann.
Wo es in Österreich hakt: Der Strichcode-Fehler
So erfreulich das Ziel des Pfandsystems ist, so unbefriedigend ist derzeit seine praktische Umsetzung in vielen Geschäften. Derzeit ist die Rückgabe von Einweg-Pfandflaschen nur dann möglich, wenn der aufgedruckte Strichcode vom Rücknahmeautomaten lesbar ist.
Doch was, wenn der Barcode verkratzt, verschmiert oder beschädigt ist? In solchen Fällen verweigert der Automat die Annahme – obwohl die Flasche eindeutig eine Pfandverpackung ist. Und hier beginnt das Problem:
Auch wenn das Gesetz eine manuelle Rückgabe durch Personal ausdrücklich vorsieht, wird sie in der Praxis (noch) kaum angeboten. Viele Verbraucher:innen stehen im Supermarkt ratlos da – mit einer Flasche in der Hand, für die sie keinen Pfand zurückbekommen. Das ist nicht hinnehmbar.
VSV fordert klare Rückgabe-Regeln für Verbraucher:innen
Der Verbraucherschutzverein Österreich (VSV) fordert deshalb verbindliche Standards für die manuelle Rücknahme:
Pfandflaschen, die eindeutig als solche erkennbar sind, müssen auch ohne funktionierenden Barcode zurückgenommen werden.
Der Handel muss ausreichend geschultes Personal und klar kommunizierte Rückgabemöglichkeiten anbieten – nicht nur Automaten.
Die Rückgabe darf nicht an technischen Hürden scheitern, wenn der Verbraucher erkennbar im Recht ist.
Die Verantwortung darf nicht auf Verbraucher:innen abgewälzt werden – vor allem, wenn sie sich gesetzeskonform verhalten und Pfandflaschen ordnungsgemäß zurückgeben möchten.
Internationale Vorbilder zeigen, wie es besser geht
In Norwegen und Finnland etwa wird das Pfand über ein zentrales System mit eindeutigen Verpackungskennzeichnungen verwaltet – eine beschädigte Flasche kann anhand von Form, Material und Hersteller trotzdem manuell erfasst und zurückgenommen werden.
In Deutschland haben große Ketten für die manuelle Rückgabe von Pfandflaschen, eigene Rückgabestellen mit Personal eingerichtet.
Fazit: Gut gemeint, aber noch nicht gut gemacht
Das Einwegpfand ist ein wichtiges Instrument für mehr Umweltschutz und Ressourcenschonung. Es funktioniert nur dann fair und effektiv, wenn es verbraucherfreundlich umgesetzt wird.
Der VSV appelliert daher an Gesetzgeber und Handel:
„Die Rückgabe von Pfandverpackungen muss lückenlos und einfach möglich sein – auch ohne fehlerfreien Strichcode. Ein nachhaltiges System braucht nicht nur Technik, sondern auch gesunden Menschenverstand und natürlich geschultes Personal.“
OSKAR-Chefredakteur Markus P. Vogtenhuber
Mehr zum Thema und aktuelle Infos finden Sie auf:
www.bmk.gv.at (Bundesministerium für Klimaschutz)
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